Prompts, ChatGPT & KI

20. September 2023

Prompten ist das neue Googeln. Das beobachte ich in meinem Umfeld. Der Vortrag und Abend mit Astrid Brüggemann zur Frage „Revolutioniert ChatGPT unsere Arbeitswelt?“ hat es bestätigt.

ChatGPT und KI (Künstliche Intelligenz) standen im Fokus in den Räumen von workingwell in München am 14. September 2023. Als New Work Fan habe ich mich in der Coworking-Atmosphäre gleich wohlgefühlt. Das Titelbild ist Astrids Visiten-Karte. Es zeigt: KI lebt – und Print auch noch!

Auf Astrid in live war ich sehr neugierig. Eine Frau, die Speed Reading trainiert, sich mit Lernen und Neurodiversität beschäftigt, weiß bestimmt einiges zu Texten und KI.

ChatGPT ist seit Ende November 2022 „auf der Welt“, genauer: als kostenloses Tool öffentlich verfügbar. Es ist ein Chatbot zur KI-generierten Texterstellung. Das Tool hat einen noch nie da gewesenen Start hingelegt: Millionen von Nutzer in kürzester Zeit! Schau mal hier auf Wikipedia für einen ersten Überblick. ChatGPT ist von OpenAI , entstanden in Partnerschaft mit Microsoft.

Meine interessantesten Learnings des Abends zu ChatGPT und KI?

Die will ich hier knackig für Dich festhalten und nicht viel über die Basics reden.

Als ich ChatGPT Anfang 2023 entdeckte, war mir schnell klar: Das ist ein Meilenstein. Es wird eine Zeit davor und danach geben. Ähnlich wie beim Handy, E-Mails oder dem World Wide Web – alles digitale Geburten, die ich als GenerationX miterleben durfte 😊. Im Februar 2023 habe ich ChatGPT erstmals selbst getestet und dazu in meinem Monatsrückblick geschrieben.

Wichtig: Meine Learnings sind keine wissenschaftlich fundierte und tief recherchierte Liste. Ich will inspirieren und neugierig machen auf das, was passiert und möglich ist. Denn ich finde es relevant, diesem Thema mit Offenheit und Neugier zu begegnen. Es geht hier erstmal nur um Texte. KI für Bilder ist ein anderes „Universum“. Du bist herzlich eingeladen, Deine Erfahrungen im Kommentar am Beitragsende zu teilen. Here we go:

Prompten ist das neue Googeln

Suchen über Google war gestern – mein persönliches Fazit zum Vortragsabend. Heute checkt man per Prompt, was Dinge bedeuten oder wie Themen zusammen gehören. Ein Prompt ist die Formulierung, die ich in ChatGPT eingebe, sozusagen mein „Auftrag“ an den Chatbot. Ein Beispiel findest Du in meinem Monatsrückblick vom Februar 2023.

Schaffe Dir mit ChatGPT ein kritisches Gegenüber

ChatGPT kann Dir Kontra geben. Ungemütlich aber wertvoll. Besonders, wenn Du wohlig oder planlos in Deiner Bubble schwimmst. Du hast zum Beispiel einen Text geschrieben und findest ihn ganz ok. Doch: Ist er spannend? Was könnten Gegenstimmen sagen? Welche Perspektiven gibt es noch, an die Du gar nicht denkst? Kurz: Nutze ChatGPT, um Gegenargumente und kritische oder andere Stimmen zu Deinen Themen zu erfahren.

Lass KI für Dich arbeiten. ChatGPT kann mehr als Text

Mache eine Liste: Was tust Du im Office, am Schreibtisch, bei der Arbeit? Überlege: Für welche Texte und To-dos kannst Du ChatGPT nutzen? Welche Arbeitsschritte kann ein KI-Tool für Dich übernehmen? Überraschende Antwort auf beide Fragen: VIELE!

Beispiele für die Nutzung: Texte, Ideenfindung, Konzepte, Posts, Reden, E-Mails, Redaktionspläne, Angebote, Brainstorming etc.

ChatGPT kann mehr als Texten! Mit passend formulierten Prompts kann die KI für Dich in Sekundenschnelle den Inhalt einer Präsentation erstellen, inklusive Gliederung und Überschriften. Standard-Software z.B. für Präsentationen nutzt häufig auch schon KI und/oder ist mit KI-Tools verknüpfbar.

Im Prompt kannst Du Rahmen, Umfang, Zweck, Zielgruppe genau vorgeben: „Erstelle mir eine Präsentation zu „Thema XY“ für „Zielgruppe xy“ von „XX Minuten“ für ein „Webinar/Vortrag…“.

Gehe 1 Ebene höher und verbessere

Wenn Dein erster Text von der KI erstellt ist, kannst Du ihn – wenn Du magst – nochmal aus Sicht des Empfängers oder der Empfängerin verbessern lassen von der KI. Schreibe einfach einen entsprechenden Prompt für den fertigen Text. Beispiel: „Agiere jetzt als XY und verbessere aus Sicht von XY“.

Schlüpfe mit Personas in andere Rollen

Die KI kann denselben Text und Content in der Sprache oder aus der Sicht diverser Personas formulieren. Mir persönlich macht das am meisten Spaß. Überraschungen und Lacher sind so gut wie sicher!

Beschreibe dazu möglichst genau die Rolle / Persona. Zum Beispiel: Schreibe den Text aus Sicht einer weiblichen Führungskraft und Mutter im Alter von 35 Jahren, die ihr Team motivieren möchte. Oder nutze z.B. als Perspektive die Persona, die Du zum Thema um Rat fragen würdest!

KI textet nach Wahrscheinlichkeit

Eine KI bildet Texte nicht nach menschlichem Verständnis. Anhand von Wahrscheinlichkeiten wird eine menschenähnliche Sprache bzw. ein Text generiert und auf Dialog ausgerichtet. Die Ergebnisse im Dialog haben davor einen Prozess bzw. mehrere Schichten der „Herstellung“ durchlaufen.

Astrid Brüggemann erklärt verständlich die „Vernetzungswelt“ hinter ChatGPT und KI-Texten.

Astrid zeigte für die Entstehung von KI-Texten sehr schön ein Tortenmodell mit den Schichten:

  • Ausgabe (= Text)
  • Schutzschicht
  • menschliches Feedback
  • „Neuronale Netze“
  • Trainingsdaten

Auf der Ebene der „Neuronalen Netze“ erkennt die KI, welche Zahlenwerte von Informationen ähnlich sind. Ähnliche werden geclustert, unähnliche nicht. So die stark vereinfachte Erklärung. Der tiefere Weg führt dann in die Stochastik – ein Oberbegriff für Wahrscheinlichkeitstheorie und mathematische Statistik, ins Maschinelle Lernen, etc.

Vorsicht mit Quellenangaben

ChatGPT liefert Dir viel Input und auch Quellen. Ob die korrekt sind solltest Du allerdings prüfen und selbst recherchieren. Sprich: Konkrete Quellenangaben aufgrund des generierten Contents zu verwenden ist riskant. Da ist immer noch Dein Hirn und etwas ausführlichere Recherche gefragt.

Sprich: Fakten und ChatGPT passen nicht immer zusammen.

Die KI „würfelt“ sozusagen, welcher zu findende Content am besten matcht, stellt diesen dann zusammen und als Ergebnis zur Verfügung. Wie genau DAS passiert, sollte heute eigentlich jeder lernen (können). Aber wo?

KI für alle und „Closed Shops“

Es gibt KI-Tools, die für alle zugänglich sind – wie zum Beispiel ChatGPT. Und es gibt KI-Tools und -Anwendungen für geschlossene Systeme / Gruppen / Organisationen. Sprich: Firmen zum Beispiel nutzen KI zu ihren Zwecken in firmen-internen Netze. Der Unterschied: ChatGPT oder andere Tools kann jeder nutzen, das KI-Konstrukt oder Tool der Firma eben nur diese. Besonders relevant, die „intern“ eingegebenen Daten sollten auch in diesem „Closed Shop“ bleiben.

Beispiele der Nutzung: Konzepterstellung, Projektplanung, Kundenkommunikation via Chatbot, Trendforschung.

KI-Texte wirken empathisch

Astrid berichtete von einem Test mit dem Ergebnis: Künstlich generierte KI-Texte wirken empathisch. Psychologen haben ChatGPT dem „Levels of Emotional Awarness Scale“ unterzogen, einem Empathie-Test. Da hat die KI mit 98 von 100 Punkten abgeschnitten. In einer französischen Studie hatte Astrid gelesen, dass Frauen hier durchschnittlich mit 59 und Männer mit 56 Punkten abgeschnitten haben.

Ups! Ein deutlicher Unterschied zwischen Mensch und Maschine. Da muss man schlucken und fängt an, „Emotion“ neu zu denken.

KI-Halluzinationen. Wenn was „falsch läuft“

Eine KI kann nicht alle Antworten richtig texten. Sie „halluziniert“, wenn Daten nicht passend generiert und ausgewiesen werden können. Welche Arten von KI-Halluzination es gibt, kann man hier lesen.

Prompten schult unser Fragen und Denken

Das Formulieren guter Prompts bestimmt die Qualität des Ergebnisses. Es ist also NICHT egal, was Du weißt und wie Du Dein Gehirn, Dein Wissen und Deine kognitiven Fähigkeiten nutzt. Du kannst auch beim Prompten dazu lernen – irgendwie anders als früher. Aber es ist kein Grund für Frust wie: „Ich werde jetzt durch Maschinen ersetzt.“ Meine Meinung.

NIE sensible (Kunden)Daten eingeben

Hier ist Vorsicht geboten. Passwörter oder persönliche Informationen gehören nicht in Prompts für die KI.

Qualität kostet und Englisch ist oft besser

Logisch: Kostenpflichtige Versionen von Tools bieten natürlich meist mehr an Qualität und Möglichkeiten für Texte und Content.

Aktuell kann jeder noch die kostenlose Version von ChatGPT und andern Tools (s.u.) nutzen. Sie hat weniger Features und Umfang als die Bezahlversion. In Englisch ist der erstellte Content oft besser als auf Deutsch, da es die „Muttersprache“ des Tools und dessen Trainingsdaten ist.

Erfindungen werden nicht zurück erfunden

Zurück geht nicht. No more words needed here.

Weitere Tools für KI-Texte

ChatGPT ist in aller Munde aber natürlich nicht das einzige Tool, mit dem man in Windeseile Texte erstellen kann. Es gibt Wettbewerber und weitere Möglichkeiten. In Astrids Vortrag waren das diese fünf samt Anbieter:

  • Bard von Google
  • LLaMA von Meta
  • Claude von Anthropic
  • Luminous von Aleph Alpha
  • GPT in a Box von Nutanix
Was gibt es noch außer ChatGPT? Astrid Brüggemann nennt 5 weitere Tools.

Was tun wir mit der freien Zeit?

KI schenkt uns Zeit, weil sie schnell ist und wir dadurch auch schneller werden. Doch: Was tun wir mit der neuen freien Zeit? Welche neuen Aufgaben und Tagesstrukturen gibt es? Ich merke, dass mich diese Frage mit Blick auf den Vortragsabend am meisten beschäftigt.

Nicht nur die Arbeitsräume, der Einsatz von Tools und der Umgang miteinander verändert sich in der Arbeitswelt. Ganz besonders verändert sich auch:

  • Wofür planen wir welche Zeit ein?
  • Wie können und sollten wir sie sinnvoll nutzen?
  • Welche Art von „Entspannung und Balance“ wird wichtig in der Arbeitswelt mit KI?
  • Wie verändern sich Beziehungen und das Wahrnehmen anderer Menschen?

Ich merke: Das finde ich sehr spannend. Es bedeutet eine Veränderung für das Miteinander, die Selbstorganisation und die Wahrnehmung der Welt. Das muss keine Angst machen. Es kann beflügelnd und befreiend sein.

Data Analytics. Das unbekannte Land

Am Ende des Abends fällt mir eine Sache besonders auf: Wir unterhalten uns viel über neue KI-Tools und deren Nutzung, ihre rasante und weite Verbreitung sowie über damit verbundene Risiken, und Ängste.

Was ich viel zu selten wahrnehme: Informationen und Austausch über die Sammlung, Herkunft und Analyse von Daten, das Big Business damit und die mögliche Regulation. Wie sehr bestimmt das schon unsere Welt im Hintergrund, in Wirtschaft, Politik etc.?

Ich finde: Darüber sollte Medien, Bildungsanbieter und wir alle viel (!) mehr sprechen und erzählen.

That’s it.

Links zu Tools im Kontext KI und Text

Networking. Menschen oder KI?

Ich liebe Netzwerken, in gutem Maß, offen und ehrlich. Keine KI kann die persönliche Begegnung mit allen Sinnen und Überraschungen ersetzen. Es ist inspirierend und wertvoll, neue Menschen zu treffen und Bekannte wiederzusehen 😍. Am 14. September 2023 waren das diese hier. Schau gerne, ob jemand für Dich interessant ist. Die Namen habe ich mit deren LinkedIn Profilen verlinkt. (Mich findest Du auf LI hier: Sabine Beck)

UND DU?

Wie sind Deine Erfahrungen oder Gedanken mit ChatGPT, KI und Texten? Schreibe gerne ein paar Zeilen im Kommentarfeld unten. Ich freu mich darüber 😊 !

Wenn Dich mein Angebot oder meine Gedanken interessieren ( = persönliches Feedback & Coaching für Deine authentische Selbstdarstellung in der Neuen Arbeitswelt), schreibe mir eine E-Mail, buche unverbindlich einen kurzen online-Kennenlerntermin mit mir und lese gerne meinen sehr persönlichen Newsletter.

🙏 Danke & toll, dass Du bis hierher gelesen hast. Bravo!

8 Kommentare

  1. Patricia

    Super Zusammenfassung des Abends, liebe Sabine. Und dann noch garniert mit deinen scharfsinnigen persönlichen Bemerkungen. Klasse.

    Ich bin ein kleiner Innovations-Nerd. Daher begeistere ich mich natürlich recht schnell für die Möglichkeiten, die KI bietet. Ich nutze ChatGPT eigentlich schon standardmäßig in meiner Content-Erstellung.

    Allerdings bin ich mir auch der Grenzen und Gefahren bewusst. Deshalb ist es für mich eher ein Sparringspartner beim Ideen finden und entwickeln.

    Antworten
    • Sabine Beck

      Du bist also ein „Innovations-Nerd“ 🤓, liebe Patricia!
      Was Du genauer darunter verstehst, musst Du mir beim nächsten Treffen erzählen. Ich sehe das ähnlich wie Du. Völlig planlos und unkritisch sollte man nicht in die AI-Blase hüpfen. Die Potentiale und Grenzen von AI werden sicher einen großen Platz in zukünftigen Diskussionen und der Entwicklung der Arbeitswelt haben. Ich freue mich, dass wir uns auch darüber austauschen und reden können 🙌
      Bis bald mal wieder, Sabine 😊

      Antworten
  2. Nicole Krüger

    Toller Beitrag!

    Sehr umfassend und übersichtlich, besonders die Profile finde ich klasse, LinkedIn kann mit den richtigen Menschen auch hilfreich sein und Spaß machen. Ein gutes Netzwerk zu haben, ist einfach Gold wert.

    Zur Ideenfindung und Keyword Recherche nutze ich die KI gerne.

    Freue mich, mehr von dir zu lesen!
    Liebe Grüße
    Nicole

    Antworten
    • Sabine Beck

      Dankeschön für die Wertschätzung, liebe Nicole!
      Darüber freue ich mich. LinkedIN finde ich sehr hilfreich und macht mir persönlich viel Spaß. Dadurch, dass in meiner LI-Community/Netzwerk viele aus dem Kontext New Work kommen, sind einfach viele sehr offene, nette, an Austausch interessierte Menschen dabei. Das ist ein kleiner großer Schatz!
      Viele Grüße & aufs Bloggen, freue mich, wenn Dir mein Content gefällt.
      Sabine 🌸

      Antworten
  3. Julia

    Sehr interessant, liebe Sabine! Vielen Dank dafür-

    Antworten
    • Sabine Beck

      Freue mich, dass Dir mein Beitrag gefällt, liebe Julia 😊!

      Antworten
  4. Gaby Koch-Epping

    Wow, Toller Beitrag.
    Ich bin ja immer noch ambivalent, ob ich KI nutzen soll oder nicht. Mit dem prompten tue ich mich auch noch schwer.
    Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig für die Tools. 😉
    LG Gaby.

    Antworten
    • Sabine Beck

      „Nutzen“ beinhaltet ja so viele Optionen. Ich finde, Du solltest es einfach mal ausprobieren und Dir selbst ein Bild machen. Ganz nach meinem Lieblingsspruch: You never know unless you try. Danke für Dein wertschätzendes Feedback, liebe Gaby.

      Antworten

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